Zum Nordpol und wieder zurück


Am 26. August 2014 stand ich auf dem geographischen Nordpol– wie zum Teufel bin ich da gelandet?

Polarstern in the width of the Arctic Ocean

Polarstern in den Weiten des arktischen Ozeans

Auch wenn ich mir gerne ungewöhnliche Urlaubsziele aussuche, die nicht immer sommerlich sein müssen, tauchte der Nordpol irgendwie nicht auf meinem Reiseradar auf – war einfach zu unerreichbar, wer fährt schon zum Nordpol?

Das hat sich geändert als ich meine Doktorandenstelle am AWI angetreten habe.

Ich habe in Kiel meinen Master in Marine Geoscience gemacht und während meiner Masterarbeit und während meiner Arbeit als studentische Hilfskraft am Geomar, habe ich meine Begeisterung für die Rekonstruktion vom Klima der Vergangenheit entdeckt. Irgendwie war ich nach meiner Massenarbeit noch nicht fertig mit dem Thema, und bewarb mich auf Doktorandenstellen … und wurde vom AWI zu einem, wie sich herausstellte, erfolgsgekröntem, Vorstellungsgespräch eingeladen.
Schon dann wurde ich vorgewarnt, dass mir eine 10-wöchige Expedition blüht – allerdings hat mir vom Nordpol damals noch niemand etwas verraten. Ich war zwar schon vorher auf kleineren Expeditionen als studentische Hilfskraft, auch in der Arktis, aber 10 Wochen auf einem Forschungseisbrecher, 10 Wochen ohne nur die Sicht auf Land, 10 Wochen mit ca. 100 Leuten auf engstem Raum – davor hatte ich schon Respekt, aber mindestens genauso viel Vorfreude!

Sonnige Aussichten im Eis und Pfannkucheneis

Sonnige Aussichten im Eis und Pfannkucheneis

Eine Expedition ist zwar kein Urlaub, aber eine tolle und willkommene Abwechslung zum Labor- und Büroalltag. Diese Abwechslung hieß dann: Schuften im Geolabor und Sedimentproben vom Meeresboden nehmen und verarbeiten – also Tiefseematsche verarbeiten und in kleine Portionen aufteilen, für jeden Wissenschaftler ein Löffelchen wissenschaftlich hochwertvolle (und nach faulen Eiern riechende) Matsche. Bei dieser Arbeit hatte ich die meiste Zeit einen einmaligen Ausblick, mal strahlender Sonnenschein und Packeis, mal Pfannkucheneis und Wellen.

Polarstern und Wissenschaftler treffen eine berühmte Persönlichkeit am Nordpol

Polarstern und Wissenschaftler treffen eine berühmte Persönlichkeit am Nordpol

Nach mehreren Wochen harter Arbeit und wenig Schlaf hieß es dann „Kurs: Nordpol!“. Kurzfristig sah es dann aus, als könnten wir den Nordpol doch nicht erreichen, das dicke Packeis war selbst für die Polarstern eine Herausforderung. Am Ende haben wir es dann doch geschafft, die Gangway wurde heruntergelassen, nach vier Wochen durfte ich das Schiff verlassen und stand auf dem geographischen Nordpol. Nach all der harten Arbeit haben wir alle, Mannschaft und Crew, diesen kleinen Ausflug mit einem wärmenden Getränk und einem kleinen Fußballspiel auf dem Eis sehr genossen.

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